Oktober 2023 das neuste aus Kenia
Liebe Keniafreunde,
wie ich schon berichtet habe, will die kenianische Regierung private Waisenhäuser bis 2032 schließen. Alle darin befindlichen Kinder sollen nur noch in staatlichen Einrichtungen untergebracht werden. Aktuell war in den Nachrichten folgendes zu lesen:
Ein Bericht aus dem Malindikenia.net:
KENIA WIRD PRIVATE WAISENHÄUSER SCHLIEßEN
In einem von der Ministerin für Arbeit und Sozialschutz,
Florence Bore, angekündigten Schritt hat die kenianische Regierung erklärt, dass sie innerhalb der nächsten acht Jahre alle Waisenhäuser und Kinderheime in Privatbesitz abschaffen werde. In
diesem Zeitraum wird es nach Angaben des Ministers an den Einrichtungen liegen, die derzeit in den privaten Solidaritätseinrichtungen untergebrachten Kinder „aufzunehmen, sie in direkt vom Staat
betriebene Kinderzentren zu überführen, aber vor allem auch unterzubringen.“ mit Familien und Gemeinschaften, die ihr normales Wachstum gewährleisten können.
Die Entscheidung ist laut Bore auf die Zunahme des Kinderhandels zurückzuführen, für den
einige dieser Kinderheime verantwortlich sind. Laut einem Sozialschutzbericht aus dem Jahr 2022 gibt es mehr als 855 von ihnen, in denen derzeit etwa 50.000 Kinder untergebracht sind. Die
Regierung wird jedoch weiterhin Kinder in Einrichtungen unterbringen, die von der Child Welfare Society of Kenya betrieben werden, der Regierungsbehörde, die für die Pflege, den Schutz, das
Wohlergehen und die Adoption von Kindern in Kenia zuständig ist.
Im Jahr 2017 sagte eine Nichtregierungsorganisation, die Stahili Foundation, dass einige Waisenhäuser und Kinderheime in Kenia Familien davon überzeugen, ihre Kinder
abzugeben, bevor sie sie zur Spendenwerbung nutzen.
„In den nächsten acht Jahren wird es keine privaten Einrichtungen mehr geben, die Kinder aufnehmen“, urteilte der Minister und erinnerte daran, dass das kenianische
Recht Vormundschaft, Pflege und Adoption vorsehe und genutzt werde.
Ende des Berichtes.---------------------------------------------------------------------------
Meiner Meinung nach wird es schwierig für die Regierung sein, dies umzusetzen. Kinderheime müssen vom Staat errichtet werden, geeignetes Personal wird für die Waisen benötigt und alles das kostet Geld, was Kenia nicht hat.
Solche Regierungs-Schnellschüsse, die gescheitert sind, haben wir schon erlebt.
Aber das ist eine andere Geschichte.
Wir warten ab, was geschieht.
In der Hochzeit in unserem Waisenhaus hatten wir 120 Schützlinge zu betreuen. Für alle haben wir Räume und Betten, sowie Waschräume.
Sollte es wirklich dazukommen, daß wir keine Waisen mehr haben, können wir die vorhandenen Gebäude weiter verwenden.
Kein Problem für uns, dann machen wir aus unserer "Junior Sec. School" eine Boardingschool, also ein Internat.
So können die Studenten, gegen Gebühr, bei uns schlafen.
Unsere acht Schülerinnen und Schüler aus der Junior Sec. School brauchten je zwei neue Bücher.
Das eine Buch enthält Gedichte und das andere eine Geschichte von einem Jungen, der mit seiner Mutter aus ihrem Land (nicht Kenia) vertrieben wurden. Gut ist es, daß die Bücher in Kenia sehr günstig sind.
Alle 16 Exemplare kosteten zusammen nur 53 Euro.
In Kenia gibt es einen Verein, der sich East Africa Womens League (EAWL) nennt. Eine Gruppe mutiger Frauen hatte sich 1917 zusammengeschlossen, denn sie wollten in Britisch Ostafrika auch wahlberechtigt sein.
Heute kümmern sie sich um das Wohlergehen von Frauen und Kindern in Kenia und unterstützen hilfsbedürftige Gruppen. Hier in Watamu haben wir auch eine Gruppe von EAWL. Tina vom Tauchzentrum hat den Kontakt mit mir und EAWL hergestellt, denn sie ist auch aktiv im Verein.
Einige Damen strickten für unsere Waisenkinder hübsche Teddybären. Am letzten Samstag konnte ich sechs Stück davon unseren Kleinsten überreichen. Die Freude war wieder sehr groß und die Kinder strahlten. Danke dafür an Tina und die Damen.
Die Bauarbeiten an der neuen Junior Secondary School machen jede Woche Fortschritte.
Ich habe letzte Woche euch mitgeteilt, daß die Bauarbeiter bei uns im Heim frühstücken, Mittag essen und Abendbrot bekommen. Ebenfalls hatte ich gesehen, daß drei Arbeiter bei uns im Heim schlafen und duschen. Das ist nicht erlaubt.
Nur die Angestellten, die sich um die Kinder kümmern, der Direktor und Volontäre dürfen bei uns schlafen. Auch Waisenkinder die 18 Jahre alt sind, dürfen nicht bei uns wohnen. Das sind kenianische Vorschriften.
Wenn wir die Gesetze nicht einhalten, bekommen wir große Probleme. So habe ich einen Brief an unseren kenianischen Vorstand (Mr. Suchak) und den hiesigen Vorstandsmitgliedern geschrieben. Es ist nicht alleinig das Problem, daß wir mehr Essen kaufen müssen. Die Bauarbeiter sind keine guten Vorbilder für die Kinder, denn sie rauchen und trinken Alkohol. All das ist bei uns nicht erlaubt.
So hat mein Schreiben dazu geführt, daß die Arbeiter weder bei uns schlafen, noch bei uns zum Essen kommen dürfen. Sie kochen jetzt für sich auf der Baustelle.
Die Heimleitung, Joyce, hat mich vor Freude umarmt.
Jetzt ist wieder Normalität und Ruhe im Heim hergestellt.
Auch in den Gewächshäuser und auf den freien Feldern zeigen sich Tomaten und Auberginen. Es wird bestimmt eine gute Ernte.
Liebe Keniafreunde,
am letzten Samstag gab es im Waisenhaus wieder ein besonderes Essen.
Der Grund war meine Rückkehr aus dem Urlaub.
Der Essenswunsch war Pilau, ein Reisgericht mit Fleisch, Salat und zum Abschluß Obst.
Dieses Mal mußte ich tiefer in die Tasche greifen, denn die Arbeiter die die Junior Sec. School bauen, essen mit uns.
Außerdem sind in Kenia alle Preise gestiegen. So kostete das Mahl 30% mehr.
Aber es hat allen geschmeckt und war etwas Besonderes.
Man kann schon Fortschritte sehen.
Die Steine sind Korallen-Blöcke.
Da hier alles Meer war, ist der Untergrund Korallen. Somit ist es schwer einen Brunnen zu bauen, weil man mit dem Untergrund zu kämpfen hat.
Aber unser neuer Brunnen ist auch fertig geworden und liefert Wasser. Dazu gibt es einen neuen, zusätzlichen Hochbehälter. Das Wasser wird aus dem Brunnen mit Solarenergie hoch gepumpt und dann weitergeleitet.
Im letzten November hatten wir zwei deutsche Sozialarbeiter im Heim zu Gast.
Teresa und Timo hatten sich hervorragend um die Heimkinder gekümmert.
Sie machten Spiele mit ihnen, halfen bei den Hausaufgaben und unternahmen Ausflüge mit ihnen. Mehrere Male waren sie mit den Waisen am Strand.
Teresa und Timo haben viele Fotos gemacht und ließen sie in Deutschland ausdrucken. Da Tina von unserem Tauchcenter in Deutschland war, brachte sie uns die Bilder mit. Eine sehr nette Geste von allen Beteiligten, denn die Kinder waren sehr glücklich über ihre Bilder. Jeder hat mehrere Fotos erhalten.
Liebe Grüße von Detlev aus Kenia